Lutz Rathenow, geboren am 22. 9. 1952 in Jena, nahm 1973 nach Abitur und Grundwehrdienst als Grenzsoldat ein Lehrerstudium für Deutsch und Geschichte an der Jenaer Universität auf, in dieser Zeit erste Schreibversuche. Gründer und Leiter des oppositionellen Arbeitskreises Literatur in Jena. Nach der Biermann-Ausbürgerung 1976 Hausdurchsuchungen und 30-stündiges Verhör; 1977 drei Monate vor Studienabschluss Exmatrikulation aus politischen Gründen. Arbeit als Transportarbeiter und Beifahrer im VEB Carl Zeiss Jena. Übersiedlung nach Berlin, freier Theatermitarbeiter und freischaffender Autor, konspirative politische Arbeit. Am 19. 11. 1980 Verhaftung, zehntägige Inhaftierung und Verfahren wegen seines ersten in der Bundesrepublik erschienenen Buches „Mit dem Schlimmsten wurde schon gerechnet“. Freilassung nach Protesten aus dem Ausland. Dennoch weitere Veröffentlichungen in der Bundesrepublik. Nach der ‚Wende‘ zahlreiche publizistische und literaturkritische Arbeiten, vielfältige Veröffentlichungen, vor allem Lyrik (bibliophile Bände) und Prosa, Hörspiele, ein Theaterstück und Kinderbücher. 2011 bis 2021 Sächsischer Landesbeauftragter für die Stasi-Unterlagen.
* 22. September 1952
von Martin Straub
Essay
„Wende gut, alles gut?“, fragten 1995 Lutz Rathenow und der Fotograf Wolfgang Korall mit dem Titel eines Text-Bild-Bandes. Rathenow zieht darin in konzentriert gearbeiteten Essays sein Resümee. „Es war einmal ein Land. Plötzlich verschwand es. Aber es verschwand nur auf der Karte. In den Köpfen, in den Gewohnheiten, die man sich ...